Literarische Vorbilder – Brauche ich die (überhaupt)?

Was sind Vorbilder?

Ganz allgemein gegriffen sind Vorbilder »Menschen, zu denen man aufschaut«. Menschen, denen man nacheifern möchte. Menschen, die etwas erreicht haben, was man sich für sich ebenfalls wünscht.
Das kann schon im Kleinen anfangen. Man sieht zu den Eltern auf, zu den größeren Geschwistern.

Weltherrschaft, Literaturnobelpreis, immer höher, immer weiter.

In der Literatur wird es da schon viel schwieriger. Denn wonach sollte man seine Vorbilder auswählen? Ist nicht derjenige schon ein Vorbilder, wenn er oder sie nur EIN Buch veröffentlicht hat? Warum steckt man sich nicht höhere Ziele? Literaturnobelpreis? Aber Hallo!
Mein erklärtes Ziel ist jetzt nicht der Literaturnobelpreis, obwohl sich so ein netter Preis bestimmt gut im Regal machen kann. Den könnte man dann auch gut für Instagram-Fotos nutzen, oder? Nun stellt sich mir gerade die Frage, ob es überhaupt beim Literaturnobelpreis einen Staubfänger zu gewinnen gibt? Aber … brauche ich den wirklich? Was sagt das dann über mich aus? Dass ich ganz cool schreiben kann, natürlich. Reichen dazu nicht auch ein paar positive Rezensionen aus?

Was macht das aus mir, wenn ich mir solche Vorbilder suche?

Druck, Druck und nochmals Druck. Schlagt mich tot, aber den Literaturnobelpreis kann jedes Jahr nur eine Person gewinnen. Meistens sind es sehr alte und weise Menschen, die Bücher schreiben, dessen Inhalt ich nicht einmal ansatzweise verstehe oder – wie in 2022 – an die Französin Annie Ernaux für ihr „für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt“. Uff. Das muss man erst mal auseinanderpflücken. Mein Deutschlehrer würde sich jetzt begeistert die Hände reiben, aber ich lasse es. Weil dann bekäme er nur noch mehr graue Haare.
Möchte ich, dass man das über meine Romane in – rechne – 40 Jahren sagt? Nein. Eigentlich nicht. Ich möchte, dass man über meine Bücher schreibt, dass sie gut unterhalten haben, einigen Mut gemacht haben und ein paar schöne Lesestunden geschenkt haben. Ja. Das würde mich schon glücklich machen. So einen Staubfänger brauche ich nicht.
Und was ist mit kleineren Preisen? Selfpublisher-Preis? Preis des deutschen Buchhandels. Ersteren fände ich toll, über den zweiten ließe sich tatsächlich ein eigener Artikel verfassen, da meine Meinung über den deutschen Buchhandel nicht positiv ausfällt. Was also nützt mir ein solcher Preis? Nüscht.

Back to the roots

Aber, ich schweife ab. Es ging um Vorbilder. Menschen, denen ich nacheifern möchte. Da wäre ich wieder bei jenem Autor vom Anfang, der bereits ein Buch beendet hat. Und genau diese Menschen sind meine Vorbilder. Bei jedem Buch, das ich schreibe. Mein erklärtes Ziel ist: ENDE unter das Manuskript zu schreiben und um das zu erreichen, schaue ich mich ganz bewusst in meiner kleinen Autoren-Bubble um.
Mein Ziel ist es nicht, irgendeinen Preis, denn ich a) nicht gebrauchen und b) sowieso nicht gewinnen werde, zu erreichen. Ich möchte mir erreichbare Ziele stecken und die beginnen im Kleinen. Ein Manuskript zu beenden gehört dazu. Einen Termin bei meiner Lektorin einzuhalten, heute dreitausend Wörter zu schreiben und morgen wieder, ein zufriedenes Leben mit meinen Geschichten zu leben.
Denn seien wir mal ehrlich: Wenn man sich große Vorbilder nimmt, ist die Chance, zu scheitern, auch deutlich größer. Das erzeugt Frust und Enttäuschung.
Deshalb, steckt euch reelle Ziele, nutzt die Chancen, die sich euch bieten und bleibt mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Dann klappts auch mit dem »Ende« unter dem nächsten Manuskript.

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